ET-0304 |
11 41,310
38 55,431 |
Geshena |
In dem knapp 3000 m hoch liegenden Ort beginnt
die nordwärts führende Strecke nach Lalibela, die bis jetzt nur
als einfache Schotterpiste angelegt war, was eine mühselige und
zeitaufwändige Fahrt bedeutete. Lalibela besitzt zwar auch einen
Flughafen, der einen leichteren Zugang zu dem Ort ermöglichst, doch
aufgrund seiner immensen touristischen Bedeutung hat man sich
entschlossen, auch die Straßenverkehrsverbindungen zu modernisieren.,
was zurzeit von einer chinesische Firma durchgeführt wird. Aufgrund der
z. T. völlig neuen Trassierung ist mit erheblichen Behinderungen zu
rechnen. Unterwegs kann man die traditionelle Bauweise der einfachen
äthiopischen Häuser auf dem Land beobachten. Ein locker verbundenes
Gerüst aus Rundhölzern wird in den Zwischenräumen mit Lehmmasse
ausgefüllt, und wer es besonders "schick" haben will, verputzt danach
die ganze Wand. Doch die Bauweise wirft Fragen auf, meistens fehlt
nämlich eine diagonale Verstrebung des Holzgerüstes, so dass viele
Häuser schief werden oder ganz zusammenstürzen. Wir haben Glück und
können eine Familie gegen ein kleines Trinkgeld überreden, ihr
bescheidenes Anwesen von innen zu betrachten (4 Bilder rechts). Der
Besuch verschafft einen beschämend tiefen Einblick in die Lebensweise
der armen Landbevölkerung. Das Haus besteht aus zwei Räumen, einem
kargen "Wohnzimmer" ohne jegliche Möblierung und einem fensterlosen
"Schlafzimmer" mit ein paar Decken am Boden. Der Küchenbereich befindet
sich im Freien, Bad oder Toilette fehlen gänzlich.
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Die Felsenkirchen von Lalibela sind die wohl am häufigsten
besuchte Sehenswürdigkeit des Landes und die Georgskirche (Bilder 4 & 6)
wahrscheinlich das bekannteste Fotomotiv Äthiopiens. Doch diese ist nur
eine unter vielen, so dass die Besichtigung der insgesamt 11 Kirchen gut
einen Tag einnehmen kann. Die gesamte Anlage besteht aus drei Bereichen:
die nördlichen und süd-/östlichen Gruppe, in denen jeweils mehrere
Kirchen zusammenfasst sind, und die etwas abseits gelegene, singuläre
Georgskirche.
Die komplett aus dem mehr oder weniger harten
Felsen geschlagenen Kirchen wurden im 12. / 13. Jh. als letzte ihrer Art
erschaffen und bildeten den Höhepunkt dieser Technik. Der strenge
Grundriss stammt noch aus der byzantinischen Zeit und wurde erst
wesentlich später durch die klassische Form der Rundkirche ersetzt.
Die Fertigstellung der gesamten Anlage hat wohl einige Jahrzehnte
gedauert und war nur möglich, weil der Boden großenteils aus Tuffgestein
besteht, was nicht unbedingt sehr widerstandsfähig ist (siehe unten).
Ungewöhnlich ist auf jeden Fall die hohe Konzentration der verschiedenen
Felsbauten. Der Überlieferung nach soll König Lalibela im Traum
aufgefordert worden sein, hier ein symbolisches Jerusalem
nachzubauen.
Die Besichtigung beginnt im Norden der Anlage
(also an der nördlichen Gruppe) und für Fotografen zuerst einmal mit
einem nicht nachvollziehbaren Ärgernis: 300 Birr können fällig werden,
wenn man Videoaufnahmen machen möchte. Dabei wird aber nicht die
Aufnahmetechnik "bestraft", sondern nur die Form des Aufnahmegerätes.
Bekanntermaßen kann heutzutage jeder Fotoapparat und jedes Handy auch
brillante Videos aufnehmen. Doch hierfür fallen keine Gebühren an. Nur
wenn das Aufnahmegerät die Form einer Videokamera hat, fallen die
Extrakosten an (das entsprechende Ticket wird auch überall
kontrolliert).
Der Erstbesucher, der aus den Medien das bekannte Motiv (Bild 4) vor
Augen hat, wird zunächst vielleicht enttäuscht sein, riesige und
aufdringliche Dachkonstruktionen überdecken inzwischen die Kirchen in
den beiden Gruppen. Notgedrungenermaßen mussten sie errichtet werden als
Voraussetzung für die Aufnahme in die Liste des Weltkulturerbes. Doch
man mag sie als Segen und Fluch zugleich ansehen. Die Deckflächen der
Kirchen mögen nun besser geschützt sein (angeblich läuft das Regenwasser
nicht überall ideal ab), doch für den optischen Gesamteindruck ist diese
Übermantelung eher verheerend. Und so wird jeder gerne den (noch)
unverbauten Blick auf die Georgskirche genießen.
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