Auf Safari durch UGANDA und TANSANIA

© K. Friedl - WWW.OFFROAD-REISEN.COM - letztes Update: 02.02.2020


Prolog

Inzwischen gibt es viele Veranstalter, die Erlebnisreisen durch Uganda und/oder Tansania durchführen, meist verbunden mit dem Angebot von Gorilla- und Schimpansentrekking oder einem erholsamen Abschluss auf Sansibar.
Die Suche nach einem für uns richtigen Anbieter gestaltete sich schwieriger als gedacht, denn es ist auch viel Unseriöses auf dem Markt. Das fängt mit falschen Informationen an und endet bei unglaublichen Geschäftsbedingungen. So wollte uns eine Organisation (DJOSER REISEN) z. B. zwingen, zuerst verbindlich zu buchen, bevor wir den Preis hätten erfahren dürfen.

So fiel unsere Wahl schließlich auf den Veranstalter BLUE PLANET, der uns im Vorfeld alle Fragen in kürzester Zeit und sehr ausführlich beantwortete und uns nach der Buchung umfangreiches Informationsmaterial zur Verfügung stellt. Die Touren werden grundsätzlich nur in Kleingruppen bis maximal sieben Personen durchgeführt. Diese Firma bietet allerdings nur das Reisepaket vor Ort an, d. h. Hin- und Rückflug ist im Reisepreis nicht enthalten und man muss sich selber darum kümmern, wobei Blue Planet dann gerne die Buchung übernimmt.

Für den langen Flug von München zum Zielflughafen Entebbe/Uganda gibt es natürlich verschiedene Fluggesellschaften, zurzeit aber leider keine, die das inzwischen sehr beliebte Premium Economy anbietet. Wer es also deutlich bequemer haben will, ist gezwungen, gleich die Business-Variante zu wählen,  z. B. bei Turkish-Airlines. Hierbei geht es natürlich über das Drehkreuz Istanbul und man lernt den neuen Großflughafen kennen, der nun allerdings 40 km (Luftlinie) nordwestlich des Zentrums am Schwarzen Meer liegt. Erdogans ganzer Stolz beeindruckt erstmal durch die schiere Größe, die für den Reisenden aber nicht unbedingt vorteilhaft sein muss. Innerhalb des riesigen Komplexes hat man gefühltermaßen kilometerlange Wege zurückzulegen und auch die Flugzeuge selbst sind auf dem Rollfeld bis zu 40 Minuten unterwegs, bis sie überhaupt die Startbahn erreichen.
Ein weiterer Nachteil dieses Angebotes ist auch, dass auf der Weiterreise ein Zwischenstopp im noch weiter südlich von Uganda gelegenen Ruanda eingeplant ist.

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Tag 1

Wir landen gegen 4.00 in der Früh in Entebbe. Zuerst findet eine umfangreiche schriftliche Gesundheitsabfrage statt. Mit dem ausgefüllten Formular und dem Impfpass geht es zur ersten Kontrolle. In Uganda (und später in Tansania) ist die Gelbfieberimpfung absolut verpflichtend. Hierzu eine Bemerkung: Die WHO hat inzwischen entschieden, dass die früher nur 10 Jahre lang gültige Impfung nun lebenslänglich wirksam ist. Es gibt aber Informationen, dass manche Länder die neue Weisung der WHO nicht unbedingt anerkennen.

Für die Einreise ist ein Visum erforderlich. Dies ist zwingend vorher im Heimatland online zu beantragen (50 $). Die Passkontrolle und das Einkleben des endgültigen Visums in den Pass scheint den Zöllnern um diese Zeit nicht besonders viel Spaß zu machen, wenn man ihren Gesichtsausdruck richtig verstanden hat.

Am Ausgang erwartet uns pünktlich ein Fahrer, der uns zur ersten Lodge bringen soll, in der wir zumindest noch einen Teil des fehlenden Nachtschlafes nachholen können.

Gegen Vormittag lernen wir unsere restlichen Gruppenmitglieder kennen (wir sind also insgesamt zu Fünft) und natürlich unseren Fahrer/Reiseleiter (siehe dazu auch den Epilog). Als Fahrzeug steht uns für die nächsten zwei Wochen der in Afrika übliche Landcruiser von Toyota zur Verfügung. Dieser ist jedoch schon reichlich betagt und zeigt deutliche Abnutzungserscheinungen im Innenraum. Ein Teil des Gepäcks muss auf das Dach, doch der Fahrer wird sich immer bemühen, dies ordentlich einzupacken und zu sichern. Daneben legt er Wert auf die Feststellung, dass genau auf seinem Beifahrersitz bereits jener Dietrich Mateschitz (Erfinder von Red Bull ) schon gesessen hat, was dem Sitz wohl einen besonderen Flair verschaffen soll.

Wir verlassen Enteppe zunächst Richtung Kampala, bleiben aber auf dem Umgehungsring und wenden uns dann nach Westen. Knapp 300 km sind es nun auf der A109 bis Fort Portal. Entlang der geschäftigen Landstraße ziehen einfache Dörfer und Kleinstädte an uns vorbei, dazwischen erstrecken sich ausgedehnte Eukalyptus- und Pinienwälder. Später am Tage wird es hügeliger und die weit ausufernden Teefelder erzeugen einen besonderen landschaftlich Reiz. In Fort Portal geht es wieder nach Südosten, wir durchqueren den Kibale National Park (hier warten Herden von Pavianen auf eventuelle - und natürlich verbotene - Essengaben durch Touristen) und erreichen auf der Südseite nach 8 Stunden Fahrt im engen Auto unsere heutige Lodge.
Diese bietet eine großzügige, komfortable Unterkunft, zeigt aber Schwächen im Detail. Aus einer umfangreichen Speisekarte sollen wir unseren Dinner-Wunsch bestimmen. Doch alles, was wir auswählen, steht dann nicht zur Verfügung. Das ist halt irgendwie Afrika.

Tag 2

Aufstehen um 6.15, schnelles Frühstück, dann zum nahen Eingang des Kibale Parks. Heute steht das Schimpansentrekking (Zusatzleistung, 150 $ / P.) auf dem Programm. Dazu gibt es für die Gruppen verschiedene Zeitfenster, die eingehalten werden müssen. Doch zuerst treffen wir auf Unmengen an Human Beings, die alle auf den Tourguide warten und mit Stolz zeigen, was die europäische Ausrüstungsindustrie so alles für werdende Safarigänger bereit hält. Wir werden von einer Rangerin erwartet, die den typisch ugandischen Namen Anette trägt und uns dann mit geschultertem Gewehr in den Wald schickt. 2 1/2 Stunden stapfen wir durch enge Urwaldpfade, ohne Wesentliches zu sehen (leider auch nicht die Ameisen am Boden, wie manche schmerzhaft feststellen müssen). Nur zwei Affen tummeln sich 10 m Höhe in einem Baumwipfel. Laut Anette gibt es hier 13 Schimpansenkolonien mit insgesamt etwa 1400 Exemplaren. Da muss doch was zu sehen sein!
Erst ganz am Schluss der Tour - und kurioserweise nicht weit entfernt von einem breiten Forstweg, auf dem uns unser Fahrer wieder abholen wird - treffen wir endlich auf eine bodennahe Schimpansengruppe, deren Mitglieder sich unbeirrt aus nächster Nähe bei ihren typischen Verhaltensweisen bewundern und ablichten lassen. Später erfahren wir, dass von den 13 Communities eh nur 3 "touristentauglich" sind.

Der weitere Weg, zunächst nach Kasese, würde einen größeren Umweg wieder zurück über Fort Portal bedeuten, unser Fahrer bietet deshalb einen "Short Cut" an, den wir gerne annehmen. Hügelauf und -ab geht es auf schlechter Piste durch die Wildnis, ab und zu passieren wir kleinere Hüttenansammlungen, doch die Bewohner scheinen nicht unbedingt begeistert zu sein von unserer Durchfahrt.  Schließlich erreichen wir wieder die Hauptstraße A109 und folgen ihr südwärts, doch auch hier müssen wir mit einem mühsamen Flickenteppich aus Teerresten kämpfen.
Kaffeepause in Kasene. Unser Mitfahrer bestellt einen Saft mit dem deutlichen Hinweis: "Bitte OHNE Eis". Was kommt, ist - wer hätte das gedacht - der Saft  MIT Eis - Afrika halt.
Ab hier gute neue Teerstraße, Pflichtstopp natürlich am Äquator (0,00 N/S - 30,00 E), den wir persönlich auch noch nie auf dem Landweg überquert haben. Schließlich erreichen wir gut durchgerüttelt und verschwitzt den Ort Katunguru am Kazinga Channel, auf dessen Südseite wir für die nächsten zwei Tage unsere sehr komfortable Unterkunft genießen können. Der Kanal wirbt im Übrigen für sich, dass er der weltweit einzig natürliche Kanal zwischen zwei Seen ist (Lake George / Lac Edouard). Im Gegensatz zu gestern erwartet uns hier ein an beiden Tagen ein hervorragendes Abendessen.

Tag 3

Aufstehen um 5.30, ein Schluck Kaffee, dann geht's los. Es geht halt die Mär, dass Pirschfahrten immer so früh beginnen müssen, damit man möglichst viel sieht. Ob das die Tiere auch wissen und sich den Wecker stellen? Wir persönlich halten jedenfalls nicht so viel davon.
Zurück über den Kanal erreichen wir bald den Eingang des Queen Elisabeth National Parks. Wie üblich ist das Aussteigen im Park verboten und wir genießen fortan das nach oben gehobene Dach, das freie Aussicht in alle Richtungen erlaubt. Der Park zeigt sich als weite Savannenfläche mit einem prächtigen, allgegenwärtigen Euphorbienbestand. Während die aufgehende Sonne den Frühnebel vertreibt, begegnen wir den ersten Tieren, zuerst mal nur einem Elefanten, aber das soll sich ändern, dafür sehen wir Warzenschweine, Büffel und jede Menge Kobs, eine Gazellenart, die wir auch noch nicht kennen, da diese nur im Bereich des Äquators vorkommt. Doch der erhoffte Löwe lässt sich nicht blicken.
Zurück zur Lodge, spätes Frühstück, dann eigentlich "Freispiel". Doch aus dem erhofften Nachholschlaf werden wir jäh gerissen, denn es gibt "Löwenalarm" (soweit zu unserer Anfangsbemerkung!). Also mit Volldampf zurück zum Park, die Touristenguides tauschen sich gegenseitig aus, doch die genaue Stelle bleibt unklar. Nun ist es so, dass das Befahren abseits der Piste streng verboten ist. Darüber wachen die Parkranger. So weit der Plan. Ranger und Guides kennen sich natürlich meist alle unter einander. Aus diesen Grund kann es - unter Umständen - vielleicht - manchmal - gegebenenfalls - natürlich keinesfalls offiziell - vorkommen, dass sich der Ranger (gegen eine kleine Aufwandsentschädigung) auf sein Motorrad setzt und so lange im Gebüsch weitab der Piste herumfährt, bis er Erfolg melden kann, und ihm dann alle Fahrzeuge folgen. Ist halt Afrika. (Aber das bleibt jetzt wirklich unter uns!)

Unsere Extratour hat Zeit gekostet und so schaffen wir gerade noch den Termin für eine 2-stündige Bootsfahrt auf dem Kazinga Channel. Auf beiden Seiten können wir Unmengen von Elefanten und Hippos beobachten - ein wahrhaft wunderbarer Ausflug!

Tag 4

Kisoro, unser heutiges Tagesziel, wäre in einem zwar weiten östlichen Bogen über Mbarara, aber auf guter Teerstraße, in knapp 260 km erreichbar. Doch der Reiseveranstalter hat anderes mit uns vor und schickt uns auf eine lange, anstrengende Pistenfahrt entlang der kongolesischen Grenze. In Anbetracht der zu erwarteten Fahrtdauer sind wir über eine humane Startzeit erstaunt und erfreut.
Von Katunguru aus geht noch kurz nach Süden, dann biegen wir auf die Piste Richtung Kongo ab. Wir befinden uns immer noch im Queen Elizabeth Nationalpark, trotzdem hat sich die Landschaft grundlegend geändert. Zwar durchqueren wir weiterhin eine herrliche Savannenlandschaft, diesmal jedoch ohne Euphorbien, sondern mit einem Meer an Schirmakazien - schöner kann Afrika nicht sein! Die auf den Bäumen ruhenden Löwen, die uns der Reiseveranstalter versprochen hat, haben heute wohl etwas anderes vor. Dafür sehen wir eine stattliche Hyäne direkt am Wegesrand. Die Piste ist noch halbwegs gut befahrbar und so erreichen wir bald den Edwardsee. Hier wendet sich die Strecke nach Süden und führt zunächst langer Zeit durch eine tiefer liegende Schneise, deren dichter Baumbestand links und rechts wenig Tierbeobachtung zulässt.
4 km vor der Kongogrenze biegt die nun schmälere Piste nach Süden und erreicht den Ort mit dem schönen Namen Kihihi. Hier kurze Mittagspause in einem sehr, sehr einfachen moslemischen Restaurant, wo es zum Bedauern unserer Mitfahrer natürlich kein Bier gibt.
Ab hier finden zurzeit (JAN 2020) gewaltige Baumaßnahmen für eine breite Neubaustrecke weiter Richtung Süden statt, durchgeführt von - wie könnte es anders sein - natürlich von den Chinesen. Dieses Angebot nehmen wir aber nicht an und folgen bald wieder einer einfachen Piste Richtung Bushoro, von wo aus uns der schmale Weg in ständigem Auf und Ab und in ungezählten Kurven durch die Bergwelt des Bwindi Forest führen wird. Dies ist zwar für Fahrer und Insassen eine doch recht mühsame Angelegenheit, dafür wird man mit einer prächtigen Landschaft verwöhnt, wo nur leider der flächendeckende Dunst in der Luft bessere Fotos verhindert.
Bei Ikumba treffen wir endlich auf die erwähnte Hauptstrecke. Die breite Teerstraße führt zunächst hinunter zum Lake Bunyanyi, dem mit 900 m tiefsten See Ugandas, überquert dann noch einen gewaltigen Bergrücken und erreicht dann  nach anstrengenden 9 (!) Stunden unsere eher einfache Unterkunft in Kisoro.

Tag 5

Kisoro liegt an der südwestlichsten Ecke Ugandas. Die umliegenden, länderübergreifenden Bergregionen bilden eine der Schutzzonen für die bedrohte Art der Berggorillas. Deshalb ist die Kleinstadt Hauptanziehungspunkt für eine Heerschar an Touristen, die sich für eine entsprechende Trekkingtour angemeldet haben. Dazu gibt es jedoch festgelegte Kontingente und die Tour ist nicht gerade billig (z. Zt. 650 $ /P) und stellt eine sportliche Herausforderung dar. Dafür wird man aller Voraussicht nach unvergessliche Eindrücke mit nach Hause nehmen.

Gegen Nachmittag sind alle Mitglieder der Gruppe wieder vereint und weiter geht es, zunächst über den erwähnten Gebirgskamm zurück zum See Bunyanyi. Nachdem unsere nächste Unterkunft ein gutes Stück weiter südöstlich ebenfalls am See liegt, bietet sich eine schmale, kurvige und manchmal recht schlechte Piste entlang des Ufers an. Unterwegs verschiedene, eher armselige (und vielleicht auch illegale) Steinbrüche, in denen wohl auch Jugendliche zu arbeiten scheinen.
Eine Stunde später erreichen wir Birdnest Overseas, eine Luxusunterkunft, die auf einem Felsen oberhalb des Sees thront. Hier werden wir vom Ambiente her für unsere letzte Nacht in Uganda nochmals richtig verwöhnt. Dass die Herstellung unserer bestellten Hamburger allerdings sagenhafte 1 1/2 Stunden dauert, passt so gar nicht ins Bild. Nebenbei: Wer einen nur normal aufnahmefähigen Magen besitzt, bestellt besser nicht den Double-Burger!

Tag 6

Wieder frühes Aufstehen, Abfahrt um 7.00 Uhr. Es soll uns heute nämlich die zweitlängste Tagestour unseres Urlaubs erwarten. Das scheint zunächst nicht so, denn die Routenplanung auf OSM weist nur eine Streckenlänge von 295 km auf, vermutlich weitgehend auf Teerstraßen. Unser Fahrer wählt jedoch einen anderen Weg, weil auf dem direkten wegen mangelhafter Infrastruktur an der Grenze zu Tansania mit Wartezeiten bis zu drei Stunden zu rechnen sei. Also geht es in einem weiten nördlichen Bogen über Mbarara und Lyantonde, gefolgt von einer 50 km langen Pistenfahrt, weiter, bis wir schließlich die Grenze bei Mutukula erreichen. Wir sind uns eigentlich sicher, dass der riesige Umweg sicher auch 3 zusätzliche Stunden in Anspruch genommen hat. Sei's drum. Von der Landschaft entlang der Strecke sehen wir jedenfalls wegen einer permanenten Dunstglocke sehr wenig.

Die erste Aktion an der Grenze ist das Fiebermessen und die Kontrolle des Impfpasses. Die sonstigen Formalitäten verlaufen sachlich und ruhig, wir Fünf sind die einzigen am Schalter, und insofern war es auch nicht notwendig, sich das Tansania-Visum (50 $) schon vorher zu besorgen.

Direkt nach der Grenze fallen uns die ersten Unterschiede auf, denn hier gibt es im Gegensatz zum Nachbarland wohl eine flächendeckende Verkehrsüberwachung mit vielen Radarstationen. Während in Uganda Fahrzeuge für den Touristentransport augenscheinlich einen "Freifahrschein" haben (den unser Fahrer sehr großzügig ausnutzt), ist es hier sehr ratsam, sich an die Verkehrsregeln zu halten.
80 km sind es von der Grenze bis zur ersten Stadt, Bukoba, die nach 10 (!) Stunden ohne größere Pause unser heutiges Tagesziel ist (siehe auch die hier die Ausführungen im Epilog).
Der Reiseveranstalter hat hier in letzter Zeit die Unterkunft gewechselt, die neue kennt unser Fahrer noch nicht, aber wir können ihm mit unserer OSM-Software gerne weiterhelfen.
Doch auch das neue Hotel hält nicht, was der äußere Schein verspricht, die Zimmer sind dunkel, klein und nicht besonders ansprechend. Hauptproblem ist zusätzlich die direkt gegenüber liegende Großdisco, die bereits ab dem Nachmittag das ganze Viertel bis weit nach Mitternacht beschallt, wobei die wummernden Bässe in jeden Winkel des Hotels kriechen.
Das Abendessen hätte eigentlich ganz gut werden können, nur ergibt sich folgende kuriose Situation: Wir haben Salat bestellt, die Frage aber, ob man ihn mit Majonäse anrichten könne, besser verneint. Er kommt also komplett roh. Unsere Anregung, wenigstens Essig und Öl bereit zustellen, stellt das Management vor eine unlösbare Aufgabe, denn es gibt im ganzen Restaurant keinen Essig und kein Salatöl! Zumindest ist man um eine Lösung bemüht. Die soll so aussehen, dass ein Mitarbeiter mit unserem Salatteller in der Hand die Hauptstraße entlang läuft, um zu sehen, ob es in anderen Restaurants vielleicht die ungeahnten Schätze geben könne. Nach einer viertel Stunde erhalten wir unseren Salat zurück mit einem Schnapsglas voll Essig. Das ist Afrika.

Tag 7

438 km stehen heute auf dem Programm, d. h. 5.30 Uhr aufstehen, Abfahrt noch bei Dunkelheit. Entlang des Victoria Sees geht es zunächst nach Süden, meist ein gutes Stück weit vom Ufer entfernt. Die Gegend scheint relativ wenig bevölkert zu sein, es wechseln sich Kieferwälder und Bananenplantagen ab. Viele kleine Orte zwingen zu ständigen Geschwindigkeitsreduzierungen. Interessant sind die viele mannshohen Trichter aus Wellblech vor den Häusern, die als Insektenfallen dienen, wobei der "Fang" dann gerne verspeist wird. Im Grunde ist wenig Verkehr, trotzdem ist mit ständigen Polizeikontrollen zu rechnen. In eine tappt selbst unser - zumindest in Tansania - sorgsam bemühter Fahrer hinein. Ihm wird ein unscharfes Handybild präsentiert, dass zwar unser Fahrzeug zeigt, aber so von der Seite, so dass eine objektive Messung eigentlich technisch gar nicht möglich ist. Im Display ist darüber eine Zahl eingeblendet (69,4), die den angeblichen Verstoß beweisen soll. Alles wirkt irgendwie selber zusammengebastelt und erzeugt lautstarken Protest beim Fahrer. Doch der ist hier Ausländer und muss sich der Staatsgewalt beugen. Zumindest kann er die Buße bei der nächsten Bank überweisen, was einem Bestechungsversuch erstmal widersprechen würde, es bleibt also sehr unklar. Auf der Weiterfahrt links und rechts immer wieder große Herden der prächtigen Langhornrinder, doch für einen Fotostopp reicht die Zeit mal wieder nicht, ebenso für den Besuch eines Viehmarktes. Bei Bwanga erreichen wir den südwestlichsten Teil des Victoria Sees und von nun an geht es schnurstracks nach Osten. Der Verkehr hat nun deutlich zugenommen und in Katoro fallen die vielen "Tuc-Tucs" auf, die man sonst nur von asiatischen Ländern kennt. In Geita erzwingen wir eine notwendige Kaffeepause. Über Kasama und Sengerema erreichen wir schließlich einen Arm des Victoria Sees, der weit nach Süden reicht und so breit ist, dass er mit der Fähre überquert werden muss. Kurioserweis wird bei uns zuerst einmal wieder Fieber gemessen, bevor wir in den Wartebereich dürfen. Es herrscht Hochbetrieb und unser Auto findet erst auf der zweiten Fähre einen Platz. 37 km sind es dann noch bis Mwanza, dem heutigen Etappenziel. Dort finden wir direkt am See gelegen unsere Unterkunft vor, die von außen im architektonischen Sinne eher fragwürdig ist (man erreicht die oberen Zimmer nur, wenn man zuerst über eine kleine Mauer klettert und sich dann im Treppenaufgang den Kopf anhaut), aber ansonsten einen guten Luxus bietet.

Tag 8

Endlich ausschlafen! Selbst unser sehr gewissenhafter Fahrer kommt eine halbe Stunde zu spät und so geht es ab 10.00 Uhr auf guter Teerstraße Richtung Nordost. 130 km später erreichen wir bei Ndabaka den Eingang zum berühmten Serengeti National Park. Die Piste führt genau nach Osten, während der Fahrt können wir verschiedene Tierarten beobachten, aber heute geht es in erster Linie darum, unsere nächste Lodge zu erreichen. Gegen Spätnachmittag stoppen wir in Seronera, einem Versorgungsposten mit angeschlossenem Flughafen für die Gäste, die mit dem Flieger direkt vor den Löwen landen wollen. Nun wird es etwas schwierig. Unser Fahrer ist erst das zweite Mal in dem Gebiet und deshalb ist ihm die restliche Strecke bis zur Lodge (sie ist auch in OSM nicht gelistet) nicht ganz geläufig, so dass wir erst bei Dämmerung nach einigen Unsicherheiten unser Ziel erreichen. Die Unterkunft besteht aus etlichen großen Schlaf-Zelten, die in Reihe aufgestellt sind. Man muss ja festhalten, dass wir uns hier in der absoluten Wildnis befinden. Deshalb ist es um so erstaunlicher, welcher Luxus uns hier eigentlich geboten wird. Daneben gibt es für alle ein Restaurant-Zelt, wo ein erstaunlich schnelles Internet zur Verfügung steht. Zum Abendessen gibt es eine reiche Auswahl am Buffet und die Getränkekarte lässt keine Wünsche offen. Dies alles hat seinen Preis, und deshalb wird gleich in US-$ abgerechnet.

Tag 9

Nach einem guten Frühstück geht es um komfortable 8.00 Uhr zur Pirschfahrt los (was unsere These bestärken würde, siehe Tag 3). Insgesamt 122 km werden wir heute im Pistennetz des Serengetiparks verbringen und wir werden von einem sicher ungewöhnlichen Glück verfolgt werden. Das betrifft nicht nur das Wetter, dass uns bei klarstem Himmel eine wunderbare Savannenlandschaft präsentiert, sondern auch den Tierreichtum, den wir sehen werden. Es fängt mit einem Leoparden an, der liegt zwar für die Kamera zu weit entfernt auf einem Ast, aber wir haben ihn gesehen! Auf der weiteren Fahrt jede Menge Giraffen, Büffel, Impalas,  Dickdick, Geier und sonstige Vögel. Der absolute Tageshöhepunkt ist jedoch erreicht, als wir einen (altersschwachen) Löwen direkt vor unserem Auto treffen und eine ganze Familie, die sich an einer der charakteristischen Felsgruppen (Koppjes genannt) aufhalten, wobei das Muttertier wie hingemalt auf dem höchsten Felsen thront. Und das Ganze in einer - im wahrsten Sinne des Wortes - grenzenlos schönen Landschaft - schöner kann Afrika nicht sein!

Tag 10

Wie viel Glück wir gestern hatten, zeigt sich in der Nacht, als heftige Regengüsse auf unser Zelt niederprasseln. 200 km ist unsere heutige Tour lang, doch der Großteil davon ist Piste in einem z. T. sehr schlechten Zustand. Auch bei der Weiterfahrt Richtung Parkausgang regnet es weiter, doch wir werden königlich entschädigt: Wir treffen auf beiden Seiten auf verschiedene Löwengruppen (insgesamt mindestens ein Dutzend Exemplare), die gerade ihr Frühstück verspeisen (es gibt Gazellen-Carpaccio). Warum sie dies so superfotogen in Reihe direkt neben der Piste veranstalten, bleibt wohl ein Löwengeheimnis. Über teils gnadenloses Wellblech geht es weiter, beidseitig können wir bis zum Horizont gewaltige Zebra- und Gnuherden erkennen, wobei die Anzahl der Tiere wohl in die 10.000-e gehen dürfte.
Bei einer Versorgungsstation erledigt unser Fahrer die offizielle Ausreise und für uns bleibt eine kurze Zeit für Kaffee und Toilette. Wenig später erreichen wir die geografische Grenze des Parks und fast scheint so, als ob sich die Tiere auch an die unsichtbare Linie halten würden, denn die Anzahl hat sich deutlich verringert. Inzwischen hat es auch aufgeklart und wir können nun die malerische Landschaft des Ngorongoro Parks bewundern, der sich übergangslos an den Serengetipark anschließt. Langsam beginnt der Aufstieg zum Kraterrand und oben angekommen, können wir im hellsten Sonnenschein  einen traumhaften Blick in den Kraterboden werfen, in dessen Mitte sich der Lake Magadi befindet.
Der Ngorongoro Krater ist vulkanischen Ursprungs und wohl Tansanias berühmtestes Naturdenkmal. Das nutzt der Staat weidlich aus, die Eintrittsgebühren betragen 60 $ pro Person und 200 $ für das Fahrzeug. Das ist heftig. Nüchtern betracht sieht man auf dem Kraterboden auch keine anderen Tiere als außerhalb des Kraters, es ist also jedem selbst überlassen, ob ihm der Besuch das Geld wert ist.
Sinnvollerweise gibt es getrennte Wege für die Abfahrt und den späteren Wiederaufstieg. Eine steile Piste führt also in den Talkessel und das Pistennetz unten ist in einem sehr schlechten Zustand, vermutlich wegen der Regenfälle in letzter Zeit, so dass es großes Geschick unseres Fahrers bedarf, das unwegsame Gelände zu meistern. Wir sehen ein breites Spektrum an Spezies, wobei die Tiere den Kraterboden angeblich nie verlassen.
Steil geht es auf Betonplatten nach oben und dort treffen wir auf eine Gedenkstätte für Vater und Sohn Grzimek, die maßgeblich dafür verantwortlich waren, dass die Serengeti sich heute so zeigt, wie sie ist ("Serengeti darf nicht sterben"). Ein gutes Stück folgen wir nun dem Kraterrand, von wo aus sich nochmals herrliche Blicke in den Kessel anbieten.
Nach dem Parkausgang beginnt endlich mal wieder eine gute Teerstraße, deren Wohltat man nach dem Gerüttel der letzten Zeit gerne in Anspruch nimmt. Wenig später erreichen wir unsere vorletzte Lodge, wobei unser Zimmer unglaubliche 72 m² misst. Aber auch kulinarisch werden wir nochmals richtig verwöhnt.

Tag 10

Heute können wir einen Ruhetag genießen, den man vielleicht auch in der Mitte der Reise hätte gut brauchen können. Wir entschließen uns jedoch, zu Fuß eine etwa 3 km entfernte Schule zu besuchen. Mitglieder unserer Gruppe haben Unterrichtsmaterialen und als Hauptattraktion einen Lederfußball dabei, was von einem der sieben Lehrer mit Freude entgegen genommen wird. Wir sind gerade zur großen Pause anwesend, so dass die meisten der 300 Schüler uns in einer Traube umringen. Viele schauen uns ungläubig an und die ganz Mutigen trauen sich sogar, unsere Hände und Arme zu berühren, weil sie unser helles Äußeres "hautnah" erleben wollen, da sie es kaum glauben können - eine im wahrsten Sinn des Wortes berührende Erfahrung für uns.
Auf dem Rückweg haben wir noch Gelegenheit, das Häuschen einer einheimischen Familie zu besuchen, was uns in Anbetracht der mehr als einfachen Verhältnisse betroffen zurücklässt. Keine Sekunde zu spät erreichen wir wieder unsere Lodge, bevor ein 2-stündiger Wolkenbruch herniedergeht.

Tag 11

Wieder frühes Aufstehen, bei Nebel und Regen geht es auf guter Teerstraße ostwärts. Bald erreichen wir den Lake Manyara, dessen nun silbern schimmernde Oberfläche besseres Wetter verspricht. In Makuyuni geht es auf einem südlichen Abstecher zum Tarangire Nationalpark. Hier steht eine kleine Pirschfahrt an. Allzu viele Tiere haben wir nicht gesehen (wir sind halt von den letzten Tagen sehr verwöhnt), aber ein Besuch des Parks bietet sich allein schon wegen der herrlichen Baobab-Bäume an.
Das Ende unseres Urlaubs naht. Wir durchqueren das geschäftige Arusha und erreichen das zwischen dem Mt. Meru und dem Kilimandscharo (beide werden wir morgen nur vom Flugzeug aus sehen) liegende letzte Quartier für uns.
Unser Fahrer muss in wenigen Tagen die gleiche Tour wieder durchführen und ist daher in Eile, wieder den Startpunkt zu erreichen. Daher bleibt es bei einem kurzen Abschied. Aber auch innerhalb unserer Gruppe gilt es nun Abschied zu nehmen und wir sind uns alle einig, einen zwar sehr anstrengenden, aber einen erlebnisreichen, tollen Urlaub genossen zu haben.

Tag 12

Unsere Gruppenmitglieder sind ja auf verschiedenen Wege angereist, deshalb ist auch die Abreise individuell. Für uns persönlich  heißt das, um 3.20 aufzustehen. Der Fahrer wartet schon, um uns zum ca. 40 Minuten entfernten Flughafen zu bringen. Wir besteigen einen altersschwachen Landrover. Von den Kontrollleuchten im Inneren scheinen etliche nicht mehr zu funktionieren, aber das soll sich auch noch ändern. Nach der halben Strecke spritzt aus dem Schacht, in dem sich normalerweise der Radio befindet, plötzlich ein Funkenregen, der uns entsetzt zu Seite rutschen lässt. Weitere Innenlichter gehen aus. Wenig später der nächste Funkenregen, nun sind alle Lichter am Cockpit aus. Wir hoffen inständig, dass das Feuerwerk nicht weitergeht, weil vielleicht als nächstens dann das Abblendlicht seinen Geist aufgibt und wir bei völliger Dunkelheit auf der Straße stehen. Doch mit Müh und Not erreichen wir tatsächlich noch den Flughafen.

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Epilog

Zum Reisebericht:
In den nun 46 Reisejahren haben wir 60-mal (!) die verschiedenen Ländern Afrikas bereist, davon 57-mal als Individualtouristen. Deutlicher kann man wohl die Liebe zu dem Kontinent nicht zeigen. Gerade aus diesem Grund fühlen wir uns berechtigt, manchmal auch einen kritischen Blick auf Land und Leute (s. o.) zu werfen.

 

Und nun zur Reise selbst:
Die Reise wurde als Erlebnisreise mit dem Schwerpunkt Tierbeobachtung angeboten. Über die damit verbundenen weiten Fahrstrecken wurden wir im Vorfeld informiert. So haben wir grundsätzlich eine spannende, erlebnisreiche Fahrt durch eine traumhafte Landschaft verbunden mit tollsten Tierbeobachtungen erleben dürfen.

Trotzdem seien ein paar Anmerkungen erlaubt:
Eine Reise unter einer bestimmten Zielsetzung muss nicht zwangsläufig bedeuten, dass alle anderen Aspekte damit automatisch entfallen dürfen. So hätten wir uns persönlich gerne auch ein bisschen mehr Rahmenprogramm erwartet. Dies war jedoch wegen des enormen Zeitdrucks praktisch nicht möglich. Wenn man zumal mehrere Tage hintereinander Tagesetappen von bis zu 10 Stunden bewältigen muss, ist grundsätzlich zu fragen, ob man hier das Zeitmanagement nicht nochmals kritisch hinterfragen muss, d. h., ob man nicht noch ein oder zwei Zusatztage zur Entlastung einfügt oder notfalls einen Inlandsflug ins Auge fasst.
So jedenfalls war der Zeitplan unserer Meinung nach zu eng getaktet und es musste alles entfallen, was die Fahrtage etwas abwechslungsreicher gestaltet hätte, z. B. wenn man mal Pausen eingerichtet hätte, um:

- einen Markt zu besuchen
- ein charakteristisches Dorf zu besuchen
- einen Viehmarkt zu besuchen
- bestimmte Nutztiere, z. B. Langhornrinder näher zu beobachten
- Reisbauern bei der Arbeit zuzusehen
usw., usw.

Selbst die dringend notwendigen Kaffeepausen (die ja auch aus Sicherheitsgründen für den Fahrer von elementarer Wichtigkeit wären) mussten teils eingefordert werden.

Ein anderer Punkt:
Auch bei Kleingruppenreisen ist es nicht ganz ungewöhnlich, dass man von einem Fahrer und einem Reiseleiter begleitet wird. Dies war bei dieser Reise nicht der Fall. Nun stellt sich die Frage, ob wir nur einen Fahrer gebucht haben, oder ob dieser sozusagen in Personalunion beides bedienen sollte. Wenn dies der Fall wäre, wäre es bei dieser Reise deutlich zu kurz gekommen. Über Land und Leute haben wir jedenfalls so gut wie nichts erfahren. Dies darf man aber dem Fahrer einerseits kaum vorwerfen, da er allein schon durch seinen sehr stressigen Job alle Hände voll zu tun hatte. Andererseits hatte man aber auch nicht den Eindruck, dass die Beantwortung von Fragen unbedingt zu seinem Lieblingshobby zählt. Erschwert wurde die ganze Sache noch dadurch, dass seine wenigen Ausführungen durch sein schwer afrikanisch geprägtes Englisch für alle, die nicht täglich mit der Sprache zu tun haben, oft kaum oder gar nicht verständlich waren.

 

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